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Update, 14. Juli, 12.45 Uhr: Wer sich als deutscher User für Threads interessiert, sollte zuallererst das hier lesen. Es folgt der alte Artikel im Originaltext.
»Los geht’s. Willkommen bei Threads«: Mit diesen Worten auf einem Account von Mark Zuckerberg hat der Facebook-Mutterkonzern Meta seine neue Kurznachrichten-App gestartet. In der Nacht zum Donnerstag wurde der Dienst, der sich als Twitter-Alternative positioniert, vielerorts freigeschaltet. Der Start war fulminant, dabei ist die App in mehrerlei Hinsicht noch nicht da, wo sie hinsoll.
Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu Threads:
Was genau ist Threads?
Viele Menschen sehen Threads als Twitter-Klon oder – netter ausgedrückt – als Alternative zu Twitter. Und tatsächlich ist die Ähnlichkeit beider Produkte in der App selbst schwer zu übersehen. Im Detail aber gibt es Unterschiede. So ist Threads etwa eng an Instagram gekoppelt.
In der App selbst bekommt man einen Feed vorgesetzt, der bisher nur empfohlene Beiträge anderer anzeigt und nicht chronologisch sortierbar ist. Man kann sich ein Profil einrichten, selbst Kurztexte und Fotos veröffentlichen und auf die Postings anderer antworten. Dazu erhält man wie bei Twitter Benachrichtigungen über die Reaktionen auf die eigenen Beiträge. Die maximale Länge pro Beitrag liegt bei 500 Zeichen, bei Twitter sind es 280. Nur zahlende Twitter-Blue-Abonnenten können bis zu 4000 Zeichen posten.
Hashtags als anklickbares Element gibt es bei Threads bislang nicht, die Suchfunktion ist auf Nutzernamen beschränkt. Beim Einrichten der App bekommt man die Möglichkeit, allen Accounts, denen man auf Instagram folgt, auch auf Threads zu folgen. In die Tat umgesetzt wird dieser Wunsch natürlich erst, wenn jene Nutzerinnen und Nutzer auf Threads aktiv werden.
Wie viele Menschen nutzen Threads schon?
Nur sieben Stunden nach dem Start meldete Zuckerberg auf seinem offiziellen Threads-Konto bereits zehn Millionen Anmeldungen. Zum Vergleich: Mastodon, das nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk zunächst als heißer Kandidat für eine erfolgreiche Alternativplattform galt, hat für zehn Millionen Accounts rund sieben Jahre gebraucht.
Zu den bekanntesten bisherigen Threads-Nutzern zählen zum Beispiel der Rennfahrer Lewis Hamilton, die Sängerin Jennifer Lopez, die Moderatorin Ellen DeGeneres und der meistabonnierte YouTuber der Welt, MrBeast.
Wie komme ich selbst an die App?
Offiziell steht Threads in mehr als hundert Ländern in den App-Stores von Apple und Google zur Verfügung. Die EU-Länder inklusive Deutschland sind allerdings nicht darunter. Der Grund sind offenbar regulatorische Fragen.
Haben Interessenten aus Deutschland wirklich keine Chance?
Doch, über Umwege geht es – wenngleich es passieren kann, dass Meta so manches Schlupfloch in seine App in den nächsten Tagen noch stopft. Für unseren Kurztest haben wir einen in den USA verorteten Apple-Account zum Download von Threads genutzt. Die App konnten wir anschließend problemlos mit einem deutschen Instagram-Konto verbinden, während des ersten Starts hatten wir vorsichtshalber auch noch ein US-VPN laufen. Nach dem Download und der Einrichtung ließ sich Threads später ohne VPN weiternutzen, auch nachdem wir uns auf dem iPhone wieder in einen deutschen Apple-Account eingeloggt hatten.
Unter Android gibt es einen leichteren, aber riskanteren Weg, die App einzuspielen: Wer möchte, kann sie mithilfe einer sogenannten APK-Datei am Play Store vorbei auf das eigene Smartphone laden. Laut »Caschys Blog« ist es anschließend auch in diesem Fall möglich, seinen normalen Instagram-Account mit Threads zu verbinden. Getestet wurde das Ganze mit einem VPN, das beim ersten Start der App lief, laut Nutzern von »MobiFlip« geht es womöglich sogar ganz ohne VPN.
Eine Warnung jedoch: Wer Threads auf diesem Weg installieren will und sich dabei aus Quellen wie APKMirror bedient, muss auf seinem Handy Apps aus externen Quellen zulassen: Ein gewisses Sicherheitsrisiko geht man als Android-Nutzer damit ein, wenn man sich Apps jenseits des Play Store besorgt.
Kann man sich ohne Instagram-Account bei Threads anmelden?
Nein, bisher ist das nicht möglich. Threads ist ganz offiziell ein Instagram-Ableger. Wer etwa in der Foto- und Video-App eingestellt hat, dass dort alle »Gefällt mir«-Angaben ausgeblendet werden, dem bleiben automatisch auch in Threads die Likes verborgen. Die Verbindung der beiden Dienste geht zum Start sogar so weit, dass das eigene Threads-Konto offenbar nur gelöscht werden kann, wenn man seinen eigenen Instagram-Account löscht. In der Threads-App selbst lässt sich das eigene Profil dort nur auf privat schalten und deaktivieren. In letzterem Fall werden alle eigenen Inhalte wie Beiträge und Likes vor anderen verborgen.
Wer keinen Instagram-Account hat und damit auch keinen Zugang zur Threads-App, der kann über seinen Browser aktuell öffentliche Diskussionen mitlesen, wenn er oder sie einen Direktlink zu einer Threads-Konversation im Netz findet oder zugeschickt bekommt.
Ist Threads auch ein Mastodon-Konkurrent?
Instagram-Chef Adam Mosseri zufolge soll Threads in Zukunft das sogenannte ActivityPub-Protokoll unterstützen, auf dem Mastodon basiert und das als eine Art Schaltstelle zwischen verschiedenen sozialen Netzwerken gedacht ist. Damit wäre eine gewisse Kompatibilität der beiden Dienste möglich. Das heißt: Man müsste als Mastodon-Nutzerin oder -Nutzer dann nicht unbedingt Threads installieren, um nachzulesen, was Stars wie Shakira und Lewis Hamilton auf der Plattform posten.
Wenn das tatsächlich klappt, wäre es eine wichtige Ergänzung für das dezentrale »Fediverse«, das in der Twitter-Krise Millionen Nutzer, aber nur wenige Prominente gewinnen konnte. Auch andere Dienste wie Tumblr und Wordpress wollen sich mit dem dezentralen Netz zusammenschalten.
Twitter-Konkurrenz von Meta: Klonkünstler gegen TrollmilliardärEine Kolumne von Sascha Lobo
Twitter-Konkurrent: So gelingt der Start bei MastodonVon Torsten Kleinz
Mastodon-Gründer Eugen Rochko begrüßte den Start des neuen Wettbewerbers und möglichen Kooperationspartners. Wenn man nicht mehr gezwungen sei, sich auf jeder neuen Plattform seinen Freundeskreis neu zusammenzustellen, gebe es einen Wettbewerb um die besten Funktionen, anstatt die Nutzerinnen und Nutzer auf einer Plattform einzusperren, so Rochko. Er versicherte, dass Meta zwar Werbung in der eigenen App ausspielen könne – diese aber werde nicht in anderen Apps und Plattformen angezeigt.
Gibt es noch mehr Twitter-Alternativen? Und muss sich Elon Musk Sorgen machen?
Threads dürfte mit seiner Anbindung an Instagram mit die besten Chancen haben, Twitter gefährlich zu werden. Andere Produkte gibt es aber durchaus: Bluesky sammelt gerade Investorengelder ein, Post galt in den vergangenen Monaten als möglicher Twitter-Nachfolger. Verschiedene weitere Apps stellen wir hier vor.
Doch reine Nutzerzahlen und Funktionen machen noch keinen echten Twitter-Ersatz. Das Netzwerk war und ist auch nach der Übernahme durch Elon Musk eine Art »Weltöffentlichkeit«, die sich durch das Wechselspiel aus weniger bekannten Nutzerinnen und Nutzern, Prominenten, Medien und Multiplikatoren ergibt und dann aus dem Netzwerk hinaus in andere Kanäle schwappt. So eine Konstruktion lässt sich nicht einfach kopieren, sie muss wachsen.
mit Material von dpa und AFP
